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Channel: Kommentare zu: Märkte : Irrationaler Wahnsinn
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Von: Philip

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Man muss hier garnicht so weit gehen, um von einem großen Schwindel zu sprechen, die Erklärung ist eine viel einfachere:
Die USA haben immense Auslandsschulden. Nicht dass sie die seit gestern haben, es ist ja auch nicht so, als wenn kein Industrieland Auslandsschulden hätte. Die Frage ist doch: Wozu sind diese Schulden gut? Wenn man mal ganz gutgläubig ist, dann sind sie dazu da um Wertschöpfung zu ermöglichen. Nach dem Motto: “Ich borge mir euer Gerät, damit ich meine Wirtschaft wieder auf Vordermann bringe. Aber ich garantiere dir, wenn du es wieder zurück brauchst, gebe ich es ohne Kommentar sofort zurück.” Das haben die USA bisher gemacht (deshalb haben sie auch das bestmöglichste “Schufarating”, genau wie Deutschland oder Frankreich.)
Das Problem ist, dass die USA nun seit Clinton ihr ursprüngliches Versprechen nicht mehr aufrecht erhalten können: Mehrwert produzieren. US-amerikanische Ware ist am Bedürfnis der Menschen vorbeiproduziert.

Was also tun? Ein Land hat die Möglichkeit durch Anwerfen der Druckerpresse (a.k.a. eigene Staatsanleihen kaufen) den Wert der eigenen Währung abzusenken. Dadurch sinken die Auslandsschulden, die in Dollar bediehnt werden.

Es gibt übrigens seit vielen Jahren einen Streit zwischen den USA und China, die USA sagen die Chinesen bewerten ihre eigene nicht-freie Währung zu hoch, die Chinesen sagen, die USA machen ihren Dollar zu billig. Aber letztendlich kann es China nur recht sein, wenn die USA den Wert ihrer Auslandsschulden senken. Die sind schließlich bei 2 Billionen USD und es wäre doch tragisch für die Chinesen, wenn der Dollar abstürzen würden und dann garnix mehr übrig bleibt… Umgekehrt kann man den Chinesen rechtgeben, weil es doch schon utopisch wirkt, dass der Dollar wirklich einmal abstürzt. Verdienen tuen die Chinesen so oder so dran, weil die Derivate auf den Schuldpapieren laufen haben (neben den Zinseinnahmen) und viele Länder haben den Dollar halt noch immer als “lingua franca” der Währungen.

Aber es ist nicht so, als wenn du USA keinen Preis dafür zahlen müssten: Der Lebensstandard in den USA sinkt. Wenn der Dollar morgen weniger wert ist als heute, haben die Amis größere Probleme sich mit Waren aus dem Ausland einzudecken. Umgekehrt erhöhen sie für ausländische Investoren die Attraktivität Geld in die USA zu pumpen, weil dort alles billiger wird.

In dem Kontext sollte es nicht überraschend sein, dass sich die Börsen darüber freuen, dass die USA dafür sorgen, dass der Dollar nicht vollkommen abstürzt. Dass Rohstoffe gemessen in Dollar teurer werden, sollte auch keine ßberraschung sein, wenn der Dollar an realem Wert verliert. Das ist eine Erscheinung, die bei allen Inflationen auftritt. Edelmetalle sind die Real-Wert-stabilsten Waren in solchen Zeiten.

Dass der Dollar zur Zeit kurzfristig an Wert gewinnt, sollte nicht viel heißen. Oberste Priorität für die US-Regierung ist es mit Sicherheit den Dollar vor weiterem Wertverfall zu schützen. Ob das hier die richtige Methode ist, ist eine andere Frage, aber mit Hokus-Pokus oder einer Verschwörung hat das nicht zu tun. Kann man alles nachlesen in den einschlägigen wirtschaftsorientierten Zeitschriften und Zeitungen. (Von Telepolis über FAZ bis hin zu FTD oder The Economist.)


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